Wanderung durch Red Breaks West Fork (Seitencanyon 1) am 17.05.2008
|
Diese Wanderung hat eine Vorgeschichte. Bereits bei der Planung des Urlaubs gab es einige Diskussionen - immer dann, wenn ich (Helge) mal wieder in Peter Felix Schäfers Buch "Wandern im Südwesten der USA" blätterte und allzu lange bei der Beschreibung dieser Wanderung hängen blieb. Ich war sofort fasziniert und wollte die Herausforderung annehmen. Susi sah das allerdings ganz anders. Peters Beschreibung machte nämlich deutlich, welche Schwierigkeiten zu überwinden sind, um diesen herrlichen Canyon entdecken zu können. Besonders ein Satz gab ihr zu denken "Alles bekommt Schrammen, Sie auch!" Ich hatte mir die Wanderung aber nun mal in den Kopf gesetzt. Sie behauptet bis heute, ich hätte ihr mehrmals versichert, diesen Teil von Red Breaks nicht in Angriff zu nehmen. Ich kann mich allerdings an nichts erinnern. Vor Ort wurde die Sache aber bald klar. Glücklicherweise hatten wir in den vergangenen Tagen schon ein paar Klettereien unternommen und speziell ein schwieriger Dryfall im Moonshine Wash, der Susi erst unüberwindbar schien, den sie dann aber doch meisterte, trug dazu bei, dass wir schließlich nach langen Diskussionen vereinbarten, es einmal zu versuchen. Aber Susi sollte an diesem Tag das Sagen haben, und ich versprach, dass wir umkehren würden, wenn sie es für nötig hielte. Früh machten wir uns auf den Weg, aber bereits an der Tankstelle bemerkten wir, dass wir nicht alle Karten dabei hatten. Also mussten wir zurück ins Motel. Wir fuhren wieder los und machten auf der Old Sheffield Road Frühstückspause. Dabei fiel uns dann auf, dass uns noch etwas wesentliches fehlte: wir hatten das Wasser vergessen. Bei Wanderungen in der Wüste der wichtigste Wegbegleiter. Also mussten wir wieder zurück nach Escalante (vom Abzw. Old Sheffield Road 9.7 Meilen). Irgendwann war es dann aber soweit und wir konnten nach 5.7 Meilen auf der Old Sheffield Road voll ausgerüstet gen Süden abbiegen (Diese Stelle ist übrigens Ausgangspunkt für Wanderungen zum Vulkan). Wir folgten der Hauptfahrspur für ca. 2.7 Meilen bis zum Ende. Dabei mussten wir eine knifflige Tiefsandpassage durchfahren, welche für unseren Toyota RAV 4 aber kein Problem darstellte. (GPS: N37°40’49” W111°22’27” - WGS84)
|
|
|
Von hier aus ging es dann zu Fuß weiter. Durch den Sand marschierten wir, bewaffnet mit unserem GPS, auf die Klippen zu und suchten uns eine geeignete Stelle für den Aufstieg, der uns nicht allzu schwer fiel (GPS: N37°40’44.5” W111°21’54”). Oben angekommen genossen wir die herrliche Aussicht nach Westen, Richtung Big Horn Canyon (GPS: N37°40’42.2” W111°21’48.6”). Obwohl wir erst eine halbe Stunde unterwegs waren, nutzten wir die Gelegenheit, um uns mit einem zweiten Frühstück für die bevorstehende Strapaze zu stärken. Querfeldein über leicht abschüssiges Gelände wies uns dann das GPS-Gerät den Weg zur Abstiegsstelle in den Wash (GPS: N37°40’57.1” W111°21’6.4”), den wir bereits nach weiteren 30 Minuten erreichten (GPS: N37°40’59” W111°21’2”). Nach einer erneuten kurzen Verschnaufpause im Schatten - die Sonne brannte schon ganz ordentlich - ging es dann washabwärts ins Ungewisse. Direkt zu Beginn wollte uns der Canyon mit einem hohen Dryfall einschüchtern. Wir schlugen ihm aber ein Schnippchen und umkletterten ihn an der linken Seite. Zurück im Canyon erwarteten uns zunächst einfache Passagen. Über und unter Steinen her erreichten wir schon bald die ersten feurig glühenden Wände. Schnell waren wir uns einig, dass sich der Weg jetzt schon gelohnt hatte.
|
|
|
|
|
Die Spannung und Neugier, und auch die Schönheit dieser Schlucht, lockten uns immer tiefer hinein. Nach weiteren 40 Minuten hatten wir die Stelle erreicht, die offensichtlich Peter zu o.g. Zitat animiert hatte. Es wurde "saueng"! Um die Lage auszukundschaften, zwängte ich mich zunächst alleine durch die abschüssige Engstelle. Ich kam nur seitlich und zentimeterweise voran, mit äußerster Vorsicht galt es darauf zu achten, dass die Turnschuhe sich nicht in der Bodenspalte festklemmten. Es war wirklich schwierig, aber zu schaffen. Ich arbeitete mich wieder zurück, brachte erstmal unser Gepäck ans andere Ende und unterstützte dann Susi. Vorher musste ich ihr allerdings fest versprechen, sie zu befreien, falls sie stecken bleiben würde. Dazu kam es aber zum Glück doch nicht.
|
|
|
Für die folgende 3/4 Stunde zeigte der Canyon seine freundliche Seite. Wir spazierten regelrecht zwischen den hohen Canyonwänden entlang und staunten nicht schlecht über die dicken Felsbrocken, die hoch über uns festklemmten. Kaum vorstellbar, welche Wassermassen hier manchmal wüten müssen. Ich war so fasziniert, dass ich gar nicht merkte, wie lange meine Fotostopps dauerten. Bis sich Susi irgendwann beschwerte, beim langen Warten in der tiefen Schlucht wurde es ihr langsam zu kühl.
|
|
|
Als wir endlich weiterzogen, offenbarte der Canyon sein wahres Gesicht. Hinter einem unscheinbaren Stein ging es mehrere Meter in die Tiefe. Wir standen vor einem mehr als 4 Meter tiefen Dropoff. Regelrecht geschockt mussten wir erstmal durchatmen. War es möglich, hier heil herunterzukommen? Sollten wir besser umkehren? Eines war klar: hinauf kämen wir an dieser Stelle nicht mehr. Ein Abstieg würde bedeuten, dass wir den Canyon bis zum Ende durchqueren müssen. Doch wer weiß, welche Gefahren noch lauern. Einen Seitenausstieg würde es nicht geben. Mir wurde klar, dass dieses die Stelle sein musste, von der Heiko mir berichtet hatte: "Wenn ihr diesen Dropoff knackt, dann habt ihr es geschafft". Im Canyonfieber konnten wir nicht umkehren, ohne es wenigstens versucht zu haben. Gemeinsam überlegten wir, wie ich am besten auf einen Stein gelangen könnte, der einige Meter entfernt feststeckte.
|
|
Auf dem Bild wirkt es leider sehr harmlos. |
Schließlich wagte ich es. Hintern und Rücken an die rechte und Füße an die linke Wand gedrückt, fand ich sicheren Halt. Ganz langsam bewegte ich mich Zentimeter für Zentimeter über den Abgrund auf den dicken Stein zu.
|
|
|
Ein ebensogroßer fiel mir vom Herzen, als ich wieder fest auf beiden Füßen zum Stehen kam. Susi fragte mich später, ob ich Angst gehabt hätte. Nein, Angst nicht, ich war wohl so hochkonzentriert und ganz und gar mit Klettern beschäftigt, dass für Angst einfach kein Raum war. Nun war Susi an der Reihe. Sie seilte erst die Rucksäcke ab. Da ich sie von unten sichern konnte, hatte sie es ein bisschen einfacher und konnte direkt hinter der Stufe in die Tiefe klettern. Insgesamt hat uns diese Stelle etwa 40 Minuten aufgehalten.
|
|
|
Auf den nächsten Metern konnten wir den Canyon voll und ganz genießen. Uns stellten sich keine nennenswerten Hindernisse in den Weg, die Mittagssonne brachte die Wände und unsere Augen zum Leuchten. In diesem herrlichen Licht erholten wir uns schnell von den Strapazen des Abstiegs. Als sich der Canyon zunehmend weitete und wird die Wärme der Sonnenstrahlen wieder spürten, glaubten wir schon, alle Schwierigkeiten überwunden zu haben, obwohl Peters Warnung ja etwas anderes verhieß. Unsere Rucksäcke und Kleidung hatten zwar schon ein paar Kratzer abbekommen, aber wir waren noch recht unversehrt.
|
|
|
|
Susi sagte deshalb immer wieder, das könne noch nicht alles gewesen sein. Sie behielt recht. Der untere Abschnitt, den wir ca. 45 Minuten nach der schwierigsten Stelle, erreichten, hielt noch einige leichte und schwierigere Kletterpassagen für uns bereit. Dank der Übung und dem eben gewonnenen Selbstvertrauen kamen wir jedoch sehr zügig voran. Nach insgesamt 4 Stunden und 20 Minuten waren wir froh, den ca. 1,8 km langen Slotcanyon wieder verlassen zu können. Wir pausierten an einem schattigen Plätzchen direkt oberhalb des ca. 12 m hohen Dryfalls, der in den Red Breaks Hauptcanyon mündet (GPS: N37°40’2.7” W111°20’34.5”).
|
|
|
Auf dem Rückweg zur Abbruchkante entdeckten wir in der Ferne den Felsen, hinter dem sich der Big Spencer Vulkan verbirgt. Wir wählten für den Abstieg eine Stelle etwas südlich unserer Aufstiegsroute aus. Teilweise war es sehr steil, so dass noch einmal höchste Konzentration und absolute Trittsicherheit gefragt waren. Unten angekommen ging es dann durch Sand und über Slickrockfelder mit zahlreichen Mokis zum Auto zurück.
Incl. aller Pausen und Fotostopps waren wir fast 8 Stunden unterwegs.
|
|
|
In meiner Galerie von dieser Reise gibt’s noch ein paar mehr Bilder.
|
top
|
|
|